Christian Kopp
ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Gemeinschaft der Verschiedenen –
Communio sanctorum diversorum
Bild: Votivkirche Wien, Rechte beim Autor
Ich schlage für das Nachdenken über die Kirche der Zukunft das Bild der Gemeinschaft der verschiedenen Christinnen und Christen vor. Dieses Bild knüpft an ein bewährtes Bild von Kirche an, der „communio sanctorum“.
Unsere Stärke als Kirche ist das Zusammenhalten von verschiedenen Energien und Ausrichtungen. Das zeichnet uns auch in der Gesellschaft aus. Im Raum von Kirche kann viel möglich werden.
In der Vergangenheit haben wir oft versucht, an vielen Orten Ähnliches zu machen. Das wird in Zukunft diverser werden.
Die Kirche als communio sanctorum diversorum zeichnet sich durch konsequente Teamorientierung aus, durch Begeisterung für die Aufgaben und spirituell berührende Erlebnisse.
In der Kirche der Zukunft sind Feedback- und Rückmeldungsprozesse das neue Normal. Kinder und Jugendliche haben immer Priorität. Echtheit, Berührung, Kreativität und Ausprobieren, Bewusstsein für Macht und Ohnmacht, zukunftsoffene Hoffnung finden sich allen kirchlichen Orten. Der Heilige Geist hat freie Bahn.
In der Kirche triffst Du von Gott begeisterte Menschen, die für das Evangelium brennen. Und denen man das abspürt, dass das Evangelium von Jesus Christus Menschen glücklich, heiter, humorvoll, hoffnungsvoll, getröstet macht.
Kirche versteht sich als Organisation in einer Region, die konsequent danach sucht, was die Menschen dort von Kirche und vom Evangelium brauchen. In diesen Regionen werden die Kräfte der hoch Engagierten gebündelt. Es gibt an vielen Orten Zentren, an denen Ehren- und Hauptamtliche thematisch eng zusammenarbeiten. Beispiele sind das Zentrum für Diakonie, für Beratung und Seelsorge, für Kirchenmusik und für Kinder und Jugendliche.
Für diese Schwerpunktsetzungen braucht es strukturelle Veränderungen. Dafür hat Kirche konsequent ihre Regelungsprozesse durchgesehen und möglichst viel Verantwortung und Vertrauen auf die zuständige Ebene verlagert. Freiräume werden auf allen Ebenen konsequent gepflegt und gefeiert.
In der Kirche der Zukunft haben Ehren- und Hauptamtliche viele Erlaubnisse: Wir brauchen mehr Kreativität und Ausprobieren und mehr Ermöglichen. Dafür muss regelmäßig der Kirchenkeller oder der Dachboden der Dienstaufgaben aufgeräumt und ausgemistet werden.
In der Kirche der Zukunft wird das Thema privat und beruflich deutlich gespielt. Nur Menschen mit einem erfüllenden Privatleben haben Kraft für die neuen Dienstaufgaben.
Ich arbeite für eine Kirche, die es allen leichter macht – den Mitgliedern und den Mitarbeitenden. Eine Kirche, die sich auf ihre Aufgaben konzentriert. Die ihr Profil schärft. Die sich offen und vertrauensvoll an die Arbeit macht. In der sich Menschen trauen, Risiken einzugehen und Fehler anzusprechen.“
In der Kirche der Zukunft ist die Spiritualität in allen Vollzügen die Muttersprache aller handelnden Personen. Die Kirche der Zukunft hält den Himmel offen und nimmt die Zukunft aus der Hand Gottes.
Christian Kopp ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern